Sonnenspitze Südgrat-SL3 Schrofengelände

Sonnenspitze Südgrat – Alpine Alternative zum Normalweg

Perfekte Kombitour – alpines Abenteuer, formschöne Überschreitung & einzigartige Aussicht

Die Sonnenspitze (2.417 m) in der Mieminger Kette – auch bekannt als das Ehrwalder Matterhorn – liegt als schroffe Pyramide über Ehrwald und zieht durch ihre einzigartige Form viele Kletterer fast magisch an. Die Aussicht auf Zugspitze, Wetterstein und die wunderschönen Seen machen die Tour zu einem rundum gelungenen alpinen Abenteuertag.

Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, diesen formschönen Berg zu überschreiten. Im September 2025 war es endlich so weit: Hoch ging es über den Südgrat und runter über die Nordflanke. Anspruchsvoll, alpin, aber gut machbar, wenn man stabil im V. Grad klettert und ein sicheres Seilhandling beherrscht.


Tourendaten

Datum: 07. September 2025
Startpunkt: Ehrwalder Almbahn
Gipfel: 2417m
Dauer: 10-12h ab Parkplatz
Mögliche Übernachtung: Coburger Hütte
Höhe Grateinstieg: 2100m

Topo / Schwierigkeit

UIAA 5- (erste SL), sonst viel Gehgelände und vier 4er- Seillängen

S-Grat

TOPO (Bergsteigen.com)

GPX-Track (Alpenverein.com)

Absicherung

Alpine Grattour mit ausreichend Bohrhaken in den schweren Seillängen.
Leichte Seillängen lassen sich nur spärlich absichern, da das Gelände sehr locker und brüchig ist.

Material

  • Seil: 50-60m Einfachseil
  • Exen: 5
  • Mobile Sicherungen: Köpfelschlingen & evtl. Keile

Zustieg zum Südgrat der Sonnenspitze

Startpunkt ist die Talstation der Ehrwalder Almbahn (ca. 1.100 m). Von dort geht’s zunächst über Wald- und Wiesenwege zum “Hohen Gang”, einem steilen Steig mit stellenweiser Drahtseilversicherung – dieser Teil verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Nach dem Hohen Gang führt der Weg am linken Ufer des Seebensee ( 1.650 m) entlang. Hier erwarten einen bereits traumhafte Ausblicke auf das Zugspitzmassiv im Norden. Nach der flachen Passage am See geht es noch einmal steil und in einigen Serpentinen hinauf zur Coburger Hütte (1.920m). Dort haben wir einen Kaffee getrunken und unser Wasser nochmal aufgefüllt.

Von hier folgt man dem ausgeschilderten Wanderweg Richtung Biberwierer Scharte. An dem großen Fels mit Wegweisern verlässt man den Weg nach rechts (Norden) und steigt den steilen Grashang bis zum Einstieg des Südgrats auf. Der Einstieg befindet sich am höchsten Punkt des Hangs, die ersten Bohrhaken sind gut erkennbar.

Dauer Zustieg: ca. 3h von Parkplatz bis zum Grateinstieg


Routenbeschreibung – Südgrat Sonnenspitze

1. SL (5-, 35m): Knackiger Einstieg! Den Bohrhaken folgend leicht linkshaltend auf das sichtbare Grasband. Dieses weiter nach links queren, bis weitere BH sichtbar werden. Dann an griffigen Schuppen steil, leicht rechtshaltend nach oben zum Stand.
Absicherung: 5 BH, Keile möglich, Stand an zwei BH

2.- 6. SL (1, 300m): Zunächst ausgesetzte Kraxelei für 30m, dann dem Schrofengrat folgend nach oben steigen. Dabei immer leicht rechts unterhalb der Gratkante bleiben und nach dem leichtesten Weg suchen. Vorsicht: Viele lose Steine, rutschiges Gras.
Absicherung: kaum möglich, da loses Schrofengelände. vereinzelte BH

7. SL (4+, 30m): Kompakter Felsaufschwung, erst plattig & dann durch eine Kaminverschneidung. Absicherung alpin, aber an den schwierigen Stellen BH vorhanden.
Absicherung: 4 BH, Stand mit 2 BH

8. SL (4, 25m): Vom Stand nach rechts in eine große Rinne/Verschneidung. Hier kann eine Köpfelschlinge zur zusätzlichen Absicherung gelegt werden. Die im Topo beschriebene Sanduhr haben wir nicht gefunden. Danach nach links aus der Verschneidung und weitere 10 m bis zum Stand klettern.
Absicherung: 2 BH, Köpfelschlinge, Stand mit 2 BH

9. SL (1, 55m): Gehgelände über den Grat bis zum nächsten Aufschwung. ACHTUNG: Hier unbedingt darauf achten, keine Steine loszutreten, da der Normalweg direkt darunter verläuft!!
Absicherung: Nicht möglich

10. SL (1-2, 30m): Ausgesetzte Querung auf einem Band. Am Ende des Bandes nach oben steigen (nach BH Ausschau halten). Dann wieder dem Grat folgend absteigen zum Stand in der Scharte.
Absicherung: 4-5BH, Zwischenstand möglich, falls Seilreibung zu groß

11. SL (4+, 30m): Für mich die schwerste Seillänge der Tour, da sehr plattig und schwierige Wegfindung. Zunächst den zwei sichtbaren BH folgen (rechts von der Kante). Der 3. BH ist sehr schlecht sichtbar links der Kante angeordnet. Hier geht auch die Tour weiter! (NICHT nach rechts ausweichen, auch wenn es hier leichter aussieht!). Dann noch 10 m gerade hoch zum Stand.
Absicherung: 5 BH, weite Abstände, kaum zusätzliche Absicherung möglich.

12. SL (2, 25m): Leichte, schöne Kraxelei zum nächsten Stand
Absicherung: Köpfelschlingen

13. SL (1, 45m): Über den Grat bis auf ein großes Plateau, wo auch der Normalweg vorbei führt. BH zum Nachholen an großem Fels, auf den man frontal zuläuft.
Absicherung: Köpfelschlingen

14.-17. SL: Wir sind hier, aufgrund von Zeitmangel, auf den Normalweg gewechselt und haben die oberen 4 Seillängen ausgelassen.

Der Normalweg führt auf einem durch Steinmännchen und Trittspuren sehr gut markierten Weg in ausgesetztem 1er Gelände auf den Vorgipfel. Von dort sieht man das Gipfelkreuz und die letzten Klettermeter zum Hauptgipfel gut ein. Hier kommt man auch raus, wenn man SL 14-17 auf dem Südgrat klettert.

18. SL (1-2, 30m): Kurz vor dem Ziel muss man nochmal 5m abklettern und eine sehr luftige Scharte traversieren, um auf der anderen Seite wieder zum Gipfel aufzusteigen. Die Stelle ist nicht schwierig, aber sehr speckig und ausgesetzt!
Absicherung: Mehrere Metallstifte, in die man das Seil ohne Exen einlegen kann.

Sonnenspitze-Gipfelkreuz

Dauer: 4-5h


Abstieg über die Nordseite zurück zum Parkplatz

Der Abstieg über die Nordseite bietet eine gute Option, wenn man den Gipfel überschreiten will. Er ist auch der leichteste Weg, um vom Berg abzusteigen. Alternativ kann man auch über den Normalweg zurück zur Coburger Hütte abklettern und über den bereits bekannten Weg zum Parkplatz absteigen.

Der nordseitige Abstieg beginnt direkt hinter dem Gipfelkreuz und ist mit roten Punkten und Steinmänner markiert. Diese sind allerdings oft schwer zu erkennen. Anfangs sind noch einfache Kletterstellen zu überwinden (I‐II), danach wird das Gelände kontinuierlich leichter und führt über Schuttbänder und Grasflanken und auf einen gut erkennbaren Weg und schließlich zurück zum Seebensee. Bleibt dennoch Wachsam und achtet auf loses Geröll und einen sauberen Tritt. Es herrscht Absturz- und Steinschlaggefahr – unbedingt den Helm auflassen!

Ab dem See kann man entweder über den Hohen Gang zurück zum Parkplatz absteigen oder man nimmt einen Umweg über den deutlich leichteren Forstweg zur Bergstation der Ehrwalder Almbahn in Kauf.

Dauer: ca. 3-4h über den nordseitigen Abstieg und Hoher Gang zum Parkplatz


Tipps / Hinweise

Die Tour kann auch gut als Bike & Climb gemacht werden. Mit dem MTB kann man über den Forstweg bis zur Materialseilbahn der Coburger Hütte am Seebensee fahren und spart sich somit den nicht ende wollenden Abstieg.

Die Coburger Hütte eignet sich als guter Stützpunkt und kann mit weiteren Klettertouren in diesem Gebiet verbunden werden. Auf der Webseite der Hütte findet ihr Topos und weitere Informationen.


Mein Fazit


Tagesfüllende Abenteuertour mit fantastischem Ausblick auf die Mieminger Berge und das Zugspitzmassiv, bei der man schon langsam wieder Lust auf unverspurte Pulverhänge bekommt.


– Mona

Wichtigsten Informationen im Überblick

Olperer Überschreitung Nordgrat

Wie schwer ist die Sonnenspitze über den Südgrat?

Die Überschreitung ist klettern im V. Grad in alpinem Gelände obligatorisch. Sicheres Seilhandling und Trittsicherheit sind unbedingt notwendig.

Wie lange dauert die Überschreitung der Sonnenspitze?

Die Tour dauert insgesamt etwa 10-12 Stunden, abhängig von Kondition und Pausen.

Welche Ausrüstung ist nötig?

50-60m Einfachseil, 3 Bandschlingen, 5 Exen, evtl. kleines Keilsortiment, Helm, Gurt, Karabiner

Wann ist die beste Zeit für die Sonnenspitze?

Die ideale Zeit ist von Juni bis Oktober, wenn die Felsen schneefrei und die Bedingungen stabil sind.


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