Skitour: Piz Sesvenna (3.204) – höchster Gipfel im Sesvennagebiet
Ski-Hochtour im wunderschönen Südtirol mit tollem Ausblick auf Ortler und Cevedale
Der Piz Sesvenna ist der höchste Gipfel der Sesvenna-Gruppe und markiert die Grenze zwischen Südtirol und dem Engadin. Eine lohnende, abwechslungsreiche Ski-Hochtour mit anspruchsvollem Gipfelgrat und wahnsinns Ausblick auf umliegende Gipfel, darunter Ortler und Cevedale.
Prinzipiell ist die Skitour auf den Piz Sesvenna bis zum Skidepot auch für Einsteiger mit Gletschererfahrung geeignet. Die Lawinengefahr ist gering, die Hänge breit und die steileren Abschnitte kurz. Will man bis zum Gipfel kommen, ist auf jeden Fall Trittsicherheit und Kraxelerfahrung nötig.

Tourendaten
Datum:
Basecamp: Sesvenna Hütte
Talort: Schlinig
Gipfel: 3.204 m
Aufstieg: 1.200hm, 12km
Dauer: ca. 4-5h
Beste Zeit: Februar bis Ostern

Tourencharakter
Gemütliche Skitour bis kurz zum Ski Depot, dann ca. 20min auf ausgesetztem Grat zum Gipfel.
Trittsicherheit & alpine Erfahrung nötig

Material
- Skitouten Ausrüstung
- LVS-Ausrüstung
- Pickel, Steigeisen, Harscheisen
- ggf. Gletscher-ausrüstung (je nach Bedingungen)
- Sonnencreme
Sesvennahütte – Basecamp mit Südtiroler Charme
Die Sesvennahütte ist der perfekte Stützpunkt für deine Hochtour zum Piz Sesvenna. Frisch renoviert (2025, hier ein altes Bild), gemütlich eingerichtet und mit echter Südtiroler Küche – von Knödel über Apfelstrudel bis Kaiserschmarrn.
Dauer Zustieg: ca. 2h vom Talort Schlinig
Zur detaillierten Zustiegsbeschreibung

Routenbeschreibung – Piz Sesvenna
Nach einem reichhaltigen Frühstück herrscht an der Sesvennahütte am Wochenende fast schon Ritualstimmung. In unserem Team hieß es oft: „Samstag ist Piz-Sesvenna-Tag!“ – denn bei stabilem Wetter brechen viele Gruppen genau dann zum Gipfel auf. Wenn Ihr der Masse entgehen wollt, habt Ihr zwei Optionen:
1. Frühstart nach kurzem Frühstück
Direkt nach einem schnellen Kaffee losgehen. Die Route ist logisch und dürfte nach diesem Blogartikel für euch kaum noch zu verfehlen sein. Und mit etwas Glück habt Ihr die Ehre, die Tour nach Neuschneefällen anzuspuren.

2. Später Start nach ausgiebigem Frühstück (Empfehlung)
Lasst die ersten Trupps in Ruhe ziehen, genießt das Frühstücksbuffet fast für euch allein und folgt anschließend gemütlich der bereits angelegten Spur. Vorteil: Am Gipfelgrat wird’s schnell eng – die späteren Starter kommen meist genau dann an, wenn der Andrang schon abflacht. Und keine Sorge: Auf den weiten Hängen in der Abfahrt findet ihr selbst an einem typischen „Sesvenna-Samstag“ fast immer unverspurte Varianten.
1. Hütte – Sesvennascharte (2.819 m)
Direkt hinter der Hütte schnallt ihr die Felle an und steigt über gemütliche Hügel Richtung Hüttenhang (Südwesten) auf, haltet euch im oberen Teil leicht rechts, bis ihr auf einer ausgeprägten Scharte steht. Durchquert diese (oft windig) und quert den folgenden Nordhang leicht ansteigend Richtung Westen.
Hier öffnet sich der Blick auf das erste kurze Steilstück der Tour. Über offene Hänge geht’s zum offensichtlichen Durchschlupf durch die Wand. Kurz wird’s steiler und zum ersten Mal ist saubere Spitzkehrentechnik gefragt. Hier scheitern regelmäßig Teilnehmer geführter Gruppen – das Drama ist vorprogrammiert 😉
Tipp: Bei vereisten oder stark ausgefahrenen Bedingungen lohnt es sich, etwas rechts der Hauptrinne eine alternative Spur anzulegen.


Oberhalb öffnet sich das Gelände erneut – ein flacher Hang mit Blick auf den Schadler (rechts), die Sesvennascharte (mittig) und die Fernerspitz (links). Ihr folgt dem sanften Hang bis zur Scharte – immer dem leichtesten Weg nach.
2. Scharte – Skideopot (Sesvenna-Gletscher)
Von der Sesvennascharte seht ihr den Piz Sesvenna erstmals in voller Pracht. Zunächst geht es rund 100 Höhenmeter in das Becken des ehemaligen Sesvenna-Gletschers hinunter – meist über einen etwas brüchigen Harschdeckel.
Tipp: In Abfahrtsrichtung links findet ihr häufig den besseren Schnee.
Unten fellt ihr wieder an und steigt ins Gletscherbecken auf. Der Sesvenna-Gletscher hat sich in den letzten Jahren stark zurückgezogen. Habt ihr ihn erstmal erreicht, lässt er sich nach einer kurzen Steilstufe meist recht direkt überqueren. Spitzkehren werden erst kurz vor dem Grat (Skidepot) wieder nötig.


3. Skidepot – Ostgrat – Gipfel (3.204 m)
Kurz vor dem Sattel, auf ca. 3060 m, bietet sich ein idealer Platz für das Skidepot an. Ab hier geht’s zu Fuß weiter – bei harten Verhältnissen leisten Steigeisen und Pickel hervorragende Dienste.
Der Ostgrat wird über eine kurze Firnrinne erstiegen und ist technisch nicht besonders anspruchsvoll (UIAA I), stellt aber im Vergleich zum restlichen, eher einfachen Tourencharakter einen deutlichen Kontrast dar. Der Grat ist teils ausgesetzt und verlangt absolute Trittsicherheit sowie alpine Erfahrung. Der ein oder andere Kletterzug ist nötig.

Grundsätzlich kann der gesamte Grat an der Gratkante erklettert werden. Bei viel Schnee lohnt es sich vor allem im unteren Abschnitt, in die Flanken auszuweichen und die Kletterstellen zu umgehen. Die Wegführung ist logisch und gut ersichtlich.
Sidefact: Der Piz Sesvenna besteht – anders als viele umliegende Gipfel – aus Granit. Das sorgt für kompakten, soliden Fels statt losem Schutt. Ein Genuss für alle, die alpines Kraxeln lieben.

Abstieg & Abfahrt zurück zur Hütte
Der Abstieg erfolgt über den gleichen Weg zurück zum Skidepot. Alternativ ist eine Ski-Abfahrt über die Piz Sesvenna Nordflanke möglich.

Sehr gute Skifahrer können ihre Ski bis zum Gipfelkreuz mitnehmen und die steile Nordflanke befahren. Dafür steigt man vom Gipfel rund 20 m in Falllinie über leichtes, kombiniertes Gelände ab, bis sich ein geeigneter Platz zum Anschnallen der Ski findet.
Die Abfahrt beginnt steil und ernsthaft (ca. 45°). Mit jedem Schwung wird das Gelände jedoch freundlicher, bis sich der Nordhang wieder mit dem ehemaligen Sesvenna-Gletscher vereint. Achtet besonders im oberen Teil auf versteckte Steine und kleine Triebschneepakete.
Tipp: Der Nordhang lässt sich während des Aufstiegs über den Ostgrat gut einsehen – nutzt das für eure Einschätzung.
Die Abfahrt über den Sesvenna-Gletscher bildet das große Finale: ein breiter, windgeschützter Kessel, in dem sich Pulverschnee oft erstaunlich lange hält. Egal ob Pulver oder Firn – hier kommen alle auf Ihre Kosten.

Im Gegenanstieg zurück zur Sesvennascharte wird es bei Sonne schnell weich und schweißtreibend. Hier entscheidet Ihr: direkt weiter zur Hütte zum verdienten Bier – oder, falls noch Energie übrig ist, die Tour um bis zu vier weitere Gipfel erweitern. Mehr dazu in den folgenden Beiträgen.
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